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Wie können Putins Aggressionen gestoppt werden?

Reginas Gäste mit Osteuropa-Experte Dr. Manfred Sapper

10.04.2023
[(c): Ole Witt/Redaktion Osteuropa]
Manfred Sapper Foto: Ole Witt/Redaktion Osteuropa

In Kriegszeiten haben Historiker und Militärexperten Hochkonjunktur. Einer von ihnen ist Manfred Sapper, Politikwissenschaftler und Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“ sowie ehemals ein Bürger Langens mit politischer Agenda. Er ist am Sonntag, 7. Mai, Gesprächspartner von Regina Heidecke. Der Talk in der Reihe Reginas Gäste in der Neuen Stadthalle Langen beginnt um 17 Uhr.

„Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Dieses Zitat eines amerikanischen Dichters wurde in den 1980er Jahren in Deutschland zum Slogan der Friedensbewegung. Es ist noch nicht lange her, da zauberte dieser Satz noch ein ungläubiges Lächeln in viele Gesichter. Krieg? Der ist doch weit weg, und wir Deutschen sind sowieso Pazifisten. Diese Naivität war schlagartig vorbei, als am 24. Februar 2022 Russland die Ukraine brutal überfallen hat.

Seitdem herrscht wieder Krieg in Europa, mit allen unfassbaren Schikanen und Gräueln, die Menschen anderen Menschen antun können. Mit diesem Krieg ist auch die Vorgeschichte zurückgekehrt, die Erinnerung an die Eroberung des Maidan 2014, den Kampf der Ukrainer für eine Aufnahme in die Europäische Union, und die wenig rühmliche Rolle Deutschlands in diesem Prozess. Auf die blutige Revolution in Kiew folgten als Rache aus Russland die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und der Beginn des Kriegs in Donezk und im Donbass. Das war damals schon kein „Bürgerkrieg“ zwischen Russland und der Ukraine, sondern ein Angriff auf die europäischen Werte der Freiheit und Selbstbestimmung. Doch die internationalen Mächte hielten weitgehend still. Gab das Putin das Recht, weiterzumachen?

Seit gut einem Jahr versucht der Machthaber im Kreml, die Geschichte von hinten aufzurollen, mit seinem aggressiven Revisionismus den Zerfall des Sowjetreichs nach 1990 wieder wett zu machen. Wie also umgehen mit diesem Krieg und mit Russland?

Bundeskanzler Olaf Scholz spricht von „Zeitenwende“, auf die sich die westliche Welt einstellen müsse, und er tut sich selber schwer damit, dass Deutschland immer mehr und immer schwerere Waffen in die Ukraine liefern soll. Abgesehen davon sind militärisches Gerät und Zubehör nicht endlos lieferbar. Aber auch die Absagen an russische Künstler und Intellektuelle schaffen neue Feindbilder. Moralische Urteile über die russische Kultur im Allgemeinen bestimmen plötzlich die Debatten in den Medien, bis hin zu Handlungsanweisungen für Politiker. Vor allem aber treffen die wirtschaftlichen Sanktionen direkt jeden einzelnen Bürger hierzulande. Ganz zu schweigen von den mehr als eine Million ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland, die an den Satz des Jahres 2015 erinnern: „Wir schaffen das!“

Aufrufe und Petitionen zum Niederlegen der Waffen häufen sich, Friedensgespräche werden angemahnt, aber auf welcher Grundlage? Während die einen den dritten Weltkrieg herbeireden, fürchten andere, dass die bisherige Art der militärischen Unterstützung der Ukraine halbherzig und zu wenig sei. Das falsche Narrativ, die Nato habe Russland mehr und mehr eingekreist und in die Enge getrieben, muss für viele Argumentationen herhalten. Doch den Freiheitswillen der Menschen in den mittel-, süd- und osteuropäischen Ländern kann und konnte niemand aufhalten! Hat Putin vergessen, dass er sich früher auf die Prinzipien der Demokratie berufen hatte? Und der Krieg geht immer weiter und droht zum Normalzustand zu werden.

Dr. Manfred Sapper, geboren 1962 in Kassel und aufgewachsen in Langen, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Soziologie in Frankfurt am Main, Siena und Moskau. Bevor er 2002 die Chefredaktion der Zeitschrift „Osteuropa“ in Berlin übernahm, war er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte in Mannheim. Sein Ausflug in Langens Kommunalpolitik war verbunden mit der Gründung der Gruppe Umwelt und Natur 1979 sowie ein Jahr später mit der Ortsgruppe der Grünen. Ab 1981 saß er als jüngster Abgeordneter im Stadtparlament und kandidierte sogar 1996 für das Amt des Bürgermeisters der Stadt Langen.

Wenn Manfred Sapper jetzt zum Gespräch mit Regina Heidecke nach Langen kommt, werden sich viele an den umtriebigen und redegewandten jungen Mann erinnern. Wie er den gegenwärtigen Krieg analysiert, welche Rolle die Vorgeschichte dabei spielt, welche Rolle Europa und die Großmächte China und die USA oder auch die Geheimdienste für den Ausgang des Krieges spielen, das sind Fragen, auf die er am 7. Mai in der nächsten Folge von Reginas Gäste antworten wird.

Regina Heidecke hat in Frankfurt Soziologie, Germanistik und Philosophie studiert, war ab 1978 Redakteurin der Kulturredaktion bei Hessischen Rundfunk sowie von 2001 bis 2014 Schlussredakteurin der Sendung Kulturzeit bei 3sat.

Als Filmemacherin realisierte sie für den Hessischen Rundfunk, arte und 3sat Features und Porträts in den Bereichen Theater, Tanz und Ballett, aber auch Magazinbeiträge zu gesellschaftlichen und politischen Themen sowie Reisefilme. Daneben war sie viele Jahre als Ballettkritikerin für hr2 tätig. Als Redakteurin bei Kulturzeit hat sie sich vermehrt den Themen Politik, Bildung, kritischer Journalismus sowie Fragenstellungen zum Islam und dem Nahen Osten zugewendet. Ganz besonders am Herzen lag ihr die Ausbildung und Betreuung von jungen Journalisten und Filmemachern aus Ländern wie dem Irak, Tunesien, Pakistan und Afghanistan in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). In Workshops hat sie mit dem Goethe-Institut in Syrien, mit dem Institute for War and Peace Reporting (IWPR) im Nordirak, sowie dem Senior Expert Service (SES) in Indonesien zusammengearbeitet. Seit 2015 ist Regina Heidecke freie Journalistin.

Der Eintritt kostet 9,80 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es unter www.neue-stadthalle-langen.de (Tickethotline: 06103 203-455), in Langen im Reisebüro Mister Travel (Westendstraße 2, Telefon 06103 25021) und im Buchladen am Lutherplatz (Telefon 06103 28717) sowie an allen bundesweiten bekannten Vorverkaufsstellen von AD Ticket (www.adticket.de,  Tickethotline 0180 6050400).

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