Ehrenamtlicher Stadtarchivar geht in den Ruhestand

Bürgermeister Jan Werner verabschiedete Heribert Gött

Bei einer kleinen Feierstunde im Kulturhaus Altes Amtsgericht verabschiedete Bürgermeister Jan Werner den ehrenamtlichen Stadtarchivar Heribert Gött in den Ruhestand. (Foto: Schaible/Stadt Langen)

Langens ehrenamtlicher Stadtarchivar Heribert Gött geht in seinen verdienten Ruhestand. Bürgermeister Jan Werner verabschiedete ihn jetzt in einer kleinen Feierstunde im Kulturhaus Altes Amtsgericht, in dem das Archiv beheimatet ist. Der Rathaus-Chef dankte ihn mit den Worten: „Mit seinem Namen verbinden wir nicht nur akribisch bewahrte historische Dokumente und sorgsam digitalisierte Bestände unseres Archivs – Heribert Gött verstand es auch immer hervorragend, unsere Vergangenheit für die Bürgerinnen und Bürger Langens lebendig und begreifbar zu machen“

Seit 2013 hat der ehemalige Lehrer der Dreieischule seine große historische Fachkenntnis und pädagogische Leidenschaft als ehrenamtlicher Stadtarchivar eingesetzt. Er pflegte mit viel Sachverstand Urkunden, Akten, Bilder und Fotos und öffnete die Türen des Stadtarchivs zu einem „Haus der offenen Tür“ für Forscher aller Art.

Viele historische Ausstellungen und öffentliche Veranstaltungen der vergangenen Jahre gehen auf Heribert Götts Initiative zurück und haben das Interesse an der Langener Heimatgeschichte in der Bevölkerung neu entfacht. Darunter fällt beispielsweise die Präsentation der heimatkundlichen Sammlung von der Urzeit bis in die Jetztzeit im Stadtmuseum Altes Rathaus. Eines seiner Lieblingsprojekte war auch das Werk und Leben des Malers Hermann Bahner, welches er aufgenommen, erweitert und neu dargestellt hat. Auch die Langener Brunnen, Dachreiter und Mühlen erforschte er intensiv und stellte seine Ergebnisse einem breiten Publikum vor.

Heribert Gött rettete auch die Kirchenfenster der Stadtkirche aus historischer Zeit, arbeitete zur Geschichte des Weihertürchens und war Mitherausgeber eines Buches zur Historie des Langener jüdischen Friedhofs. Er organisierte zahlreiche Wanderungen zu alten Meilen- und Kilometersteinen oder die Ausstellung „Langen en France“ über die Zeit, als Langen nach dem Ersten Weltkrieg eine französische Grenzstadt war. Diese wurden von Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen der Dreieichschule mit ihren Geschichtslehrern konzipiert und erstellt und Heribert Gött unterstützte sie dabei tatkräftig und steuerte Dokumente und Schriftstücke mit Bezug zu Langen bei.

Ob Gedenkfeiern zum 17. Juni oder zum Volkstrauertag am 16. November: Er konzipierte Programme, führte Besuchergruppen und vermittelte das Erinnern als lebendige Aufgabe. Als Bindeglied zwischen Verwaltung, Schulen, Kirchen und Forschungseinrichtungen hat er das Stadtarchiv zum Zentrum kultureller Heimatpflege gemacht. Dazu gehören auch seine regelmäßig am 9. November durchgeführten Führungen durch den Gedenkraum „Arrestzelle“ im Museum im Alten Rathaus. Mit ihnen engagierte er sich besonders gegen das Vergessen im Rahmen der Gedenkveranstaltungen für die Opfer der „Reichspogromnacht“.

Neben all dem ist er im Verkehrs- und Verschönerungsverein als „Heimatkundiger“ aktiv, begleitete die Entstehung der VVV-Chronik „Von Birken, Bäumen und Bembeln“ und öffnete das Stadtmuseum im Alten Rathaus wieder für Publikumstage. Unter seiner Leitung als ehrenamtlicher Stadtarchivar wurden auch die historischen Ausgaben des Langener Anzeigeblattes und der Langener Zeitung von 1948 bis 1996 für das Stadtarchiv digitalisiert.

In seiner Laudatio wies der Heimatkundige Reinhold Werner mit einem Augenzwinkern auch darauf hin, dass Heribert Gött für die Stadt Langen durch seinen 148 Monate dauernden ehrenamtlichen Einsatz im Stadtarchiv rund 193.600 Euro gespart und so einen Beitrag zur Konsolidierung der städtischen Finanzen geleistet habe. „Heribert hat sich zum Wohle der Stadt und der Allgemeinheit ehrenamtlich eingebracht und er wird es auch an anderer Stelle bestimmt weiter tun“, ergänzte Reinhold Werner.

Heribert Gött, geboren in Aschaffenburg, war 37 Jahre lang Lehrer für Deutsch, Geschichte und Politik an der Dreieichschule und dort zugleich Fachbereichsleiter für Fremdsprachen, Kunst und Musik. Er war obendrein lange Zeit Schularchivar und konzipierte in dieser Funktion unter anderem die große Ausstellung zum Jubiläum „150 Jahre Dreieichschule“. Mit seinen Schülerinnen und Schülern arbeitete er die Geschichte der Langener Synagoge auf. Heribert Gött erhielt für seine vielfältigen Tätigkeiten und sein Engagement als „Heimatkundiger“ 2018 den Kulturpreis der Stadt Langen und im Jahre 2020 den „Deutschen Bürgerpreis“ des Kreises Offenbach.

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