Dauerhaft nur in eine Richtung

Obere Bahnstraße soll Einbahnstraße bleiben

Die Richtung ist klar: Der überwiegende Teil der Kunden und der Einzelhändler wünscht sich die Beibehaltung der Einbahnstraßenregelung in der oberen Bahnstraße. Der Magistrat schlägt der Stadtverordnetenversammlung deshalb einen entsprechenden Beschluss vor. Foto: Schaible/Stadt Langen

Die Ergebnisse der Befragungen sind eindeutig: 80 Prozent der knapp 3.000 Bürgerinnen und Bürger, die an der Online-Umfrage teilgenommen haben, wünschen sich die dauerhafte Beibehaltung der Einbahnstraßenregelung in der oberen Bahnstraße. Und auch 75 Prozent der Einzelhändler, Gewerbetreibenden und Inhaber von Praxen sind dieser Ansicht. Der Magistrat schlägt der Stadtverordnetenversammlung deshalb vor, auf Basis dieser Zustimmung und der Erfahrungen des Stadtexperiments eine dauerhafte Einbahnstraße zwischen Zimmerstraße und Lutherplatz einzurichten.

Seit April 2020 ist die Bahnstraße in diesem Bereich aufgrund anfänglich mehrerer großer Baustellen eine Einbahnstraße. Diese Tatsache hatte die Stadt genutzt, um mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen (Programm „Zukunft Innenstadt“) das sogenannte Stadtexperiment auf die Beine zu stellen. Dabei wurden seit Frühjahr 2022 verschiedene Maßnahmen ausprobiert, um Aufenthaltsqualität, Optik und Verkehrsführung zu verbessern.

„Die Einbahnstraße in der Oberen Bahnstraße wird von der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung, der Geschäftsleute, Anwohner und Immobilieneigentümer als Fortschritt und Verbesserung der Innenstadt empfunden und bewertet“, sagt Bürgermeister Jan Werner. „Bei Abwägung der objektiven und subjektiven, der negativen und positiven Auswirkungen überwiegen der Nutzen und die guten Perspektiven für den Innenstadtbereich.“

„Nach Jahrzehnten des Stillstandes haben wir jetzt fundierte Erkenntnisse, um endlich eine dauerhafte Veränderung der oberen Bahnstraße in die Wege zu leiten“, so Jan Werner weiter. „Der große Vorteil des Stadtexperiments war, dass wir verschiedene Maßnahmen ausprobieren und bei Bedarf auch verändern konnten, ohne gleich vollendete Tatsachen zu schaffen.“

Eine Erkenntnis der vergangenen beiden Jahre war, dass die Zahl der Kraftfahrzeuge auf der Bahnstraße durch die Einbahnstraßenregelung und eine veränderte Verkehrsmittelwahl deutlich zurückgegangen ist, ohne dass sie auf der Gartenstraße gravierend anstieg. Gleichzeitig ist aber festzustellen, dass der Rückgang des Autoverkehrs keine negativen Auswirkungen auf die Zahl der Kunden hatte. Das spricht dafür, dass die Langenerinnen und Langener heutzutage andere Fortbewegungsarten wählen, um auf die Einkaufsstraße zu kommen. Und, das zeigt sich in den Kommentaren der Teilnehmer an der Umfrage: Die Bürger honorieren, dass die Verkehrssituation nun deutlich geordneter ist als früher.

Als positiv werden auch die zusätzlichen Flächen für Gastronomie wahrgenommen. So formuliert beispielsweise ein Bürger: „Ich finde, dass sich die Bahnstraße durch die Maßnahme schon sehr verbessert hat, die Lebensqualität ist deutlich gestiegen. Man geht gerne hin und setzt sich auch mal vor ein Café statt nur hinein.“

Für all die, die trotzdem nicht aufs Auto verzichten wollen, sind in den vergangenen beiden Jahren 80 zusätzliche Parkplätze entstanden. Damit diese (und alle anderen Stellplätze) künftig besser gefunden und genutzt werden, will der Magistrat die rasche Installation eines digitalen Parkleitsystems in der Bahnstraße anstoßen. Dafür soll insbesondere mit dem Gewerbeverein Langen, den Stadtwerken und interessierten Einzelhandelsgeschäften und Immobilieneigentümern zusammengearbeitet werden.

Bewährt hat sich die Temporeduzierung auf 20 km/h. Auch wenn sich nicht alle daran halten, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich gesunken. Am Beispieltag 13. Juni 2023 (einem Dienstag) lag sie bei 23 km/h. 38,9 Prozent aller Fahrzeuge haben sich an Tempo 20 gehalten.

Als Erkenntnis aus dem Stadtexperiment sollen deshalb alle Maßnahmen (Tempo 20, Straßenmarkierungen, Fußgängerüberwege, Möblierung, Bepflanzung) erhalten bleiben und Grundlage für eine Planung und einen sukzessiven Umbau der Bahnstraße werden. In die Haushaltspläne 2024 und ’25 sollen jeweils 20.000 Euro für Unterhaltung, Reinigung und Pflege eingestellt werden.

Die Magistrats-Vorlage sieht ferner vor, den provisorischen Platz vor dem Rewe-Markt dauerhalft umzugestalten. Die Kosten dafür trägt der private Immobilienbesitzer.

Die Heinrichstraße soll zwischen Garten- und Bahnstraße ebenfalls Einbahnstraße bleiben. Die dortigen Anwohner hatten in den vergangenen Jahren erhebliche Belastungen durch mehrere Baustellen sowie die Einbahnstraßenregelung in der Bahnstraße zu erdulden. Aus diesem Grund durften die Autos dort seit Mai 2021 testweise auch nur noch in eine Richtung fahren, was zumindest für eine deutliche Entlastung gesorgt hat.

Mit dem Stadtexperiment Obere Bahnstraße und dem weiteren Innenstadtprojekt, dem Rahmenplan „Grüne Mitte“, sind auch die Walther-Rathenau-Straße und der Taunusplatz ins Blickfeld geraten. „Man kann die obere Bahnstraße nicht alleine betrachten, sondern muss immer auch das Umfeld berücksichtigen“, sagt Jan Werner. „Ich möchte daher auch für die Anwohner in der Gartenstraße, am Taunusplatz, in der Walther-Rathenau-Straße und der Heinrichstraße bauliche Verbesserungen erreichen.“ Deshalb Vorschläge sollen für ein weiteres Stadtexperiment erarbeitet und der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt werden. Die Zielsetzungen sind die Verbesserung der Verkehrslenkung und -sicherheit, die Reduzierung der Fahrzeuggeschwindigkeit, die Entlastung von Lärm sowie die Steigerung der Aufenthaltsqualität und eine stärkere innerstädtische Begrünung.

Über die Vorschläge des Magistrats zur oberen Bahnstraße und den benachbarten Innenstadtbereichen befasst sich der Ausschuss für Umwelt, Bau und Verkehr am Mittwoch, 15. November. Der endgültige Beschluss soll in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 7. Dezember, gefasst werden.

Zurück zum Anfang der Seite springen